Was machen Gold und Aktien? Investoren warten auf Tatsachen, nachdem die Erwartungen an eine straffere US-Geldpolitik ins Extreme tendieren. 

Warten auf den Zinsschritt

Der gesamte Markt befindet sich in einer Art Wartestellung. Und man könnte den Eindruck gewinnen, mancher Investor ist erstarrt – wie das Kaninchen vor der Schlange. Man weiß was kommt, und dennoch kann man es noch nicht wirklich glauben. In den USA wird eine starke Straffung der Geldpolitik erwartet, auch nachdem die dortige Inflationsrate im Januar erneut stärker angestiegen ist als prognostiziert (US-Inflationsrate steigt auf 7,5 Prozent).

An den Aktienmärkten steigt die Volatilität. Die langfristigen US-Marktzinsen nähern sich immer stärker den kurzfristigen an (inverse Zinsstruktur voraus?). Enttäuschende Quartalszahlen werden von Investoren wiederholt mit heftigen Kurseinbrüchen abgestraft. Dagegen hielt sich der Goldpreis zuletzt wieder deutlich über der Marke von 1.800 US-Dollar. Aber von einer großen Rally angesichts steil angestiegener Inflationsraten ist auch hier noch nichts zu erkennen. Und so gibt es auch bei den Edelmetallen eine gewisse Trägheit in der Kursentwicklung. In beiden Fällen wollen die Investoren nun Tatsachen sehen.

US-Geldpolitik

Wann und vor allem wie stark wird der US-Leitzins in diesem Jahr angehoben, wie schnell beginnt die Fed mit einer Reduzierung ihrer Bilanz (Verkauf von Anleihen), bleibt die Inflation hoch und wird auch die EZB an der Zinsschraube drehen?

Analysten erwarten mittlerweile bis zu sieben US-Leitzins-Erhöhungen in diesem Jahr. Am US-Terminmarkt wird die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt von 50 Basispunkten im Marz mittlerweile mit mehr als 90 Prozent beziffert, Und es gibt sogar Gerüchte, die Fed könnte schon in Kürze einen außerordentlichen Zinsschritt durchführen, also noch vor der nächsten geldpolitischen Sitzung.

Auch Goldanleger scheinen derzeit etwas abzuwarten. Darauf deuten die jüngsten Entwicklungen im Handel hin: Gold und Silber: Edelmetall-Handel senkt das Preisniveau

Steigende Zinsen

Es sind keine leichten Zeiten für Anleger. Die Tendenz zu steigenden Zinsen lässt allerdings ein anderes Schreckgespenst weichen: Negativzinsen. Denn sollte die EZB tatsächlich einen Zinsschritt unternehmen, dann dürfte sie zunächst den Einlagenzinssatz für Geschäftsbanken (derzeit -0,5 %) anheben. Schließlich rechtfertigen die Banken mit diesem Zinssatz die Einführung des immer stärker verbreiteten Verwahrentgelts für Guthaben auf Giro- und Sparkonten. Es wäre also der erste Schritt für eine „Normalisierung“ der Geldpolitik – sofern es tatsächlich dazu kommt. Vielleicht sehen wir gerade auch eine maßlose Übertreibung bei den Erwartungen, vor allem angesichts einer drohenden Rezession der Weltwirtschaft. Allerdings muss der Staat für Kredite inzwischen auch wieder Geld bezahlen (Zinsen rauschen nach oben, Goldpreis fest)

Inflation

Natürlich ist die Aussicht auf eine Rückkehr der Guthaben-Zinsen nur ein kleiner Trost, wenn die Inflation dauerhaft ein noch größeres Stück vom Geldvermögen verschlingt. Richtig schwierig könnte es dagegen für Immobilien-Finanzierer werden, sofern in der kommenden Zeit eine Verlängerung der Hypothekenfinanzierung ansteht und dann deutlich höhere Kreditzinsen zu zahlen sind. Das betrifft übrigens auch die Staatshaushalte. Es bleiben spannende Zeiten. Aber schuldenfrei und gold-gedeckt wird man auch die nächste große Krise überstehen, sollte die Schlange erst einmal kräftig zubeißen.

Originalquelle: Goldreporter

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